Klassik ist nicht gleich Klassik

Unser Alltag heute ist geprägt von Bloggern, Influencern und Social Media. Schnelllebigkeit ist das Kennzeichen unserer Zeit und wer heute als Newcomer gefeiert wird, kann morgen bereits vergessen sein. Gleichzeitig kann alles zur Kunst erklärt werden – egal ob eine Aufhäufung von Plastikmüll in der Mitte eines Raumes oder Bilder, bei denen Katzen oder Hunde durch Farbeimer und im Anschluss über eine Leinwand laufen. Welch Kontrast zu den monumentalen Gemälden klassischer Künstler, die Besucher aus der ganzen Welt im Louvre bestaunen!

Kunst to go

Während Bilder und Fotos heute Teil unserer täglichen Reizüberflutung sind, war es in früheren Jahrhunderten ein Privileg der Oberschicht, sich Bilder an die Wände ihrer Häuser zu hängen. Kunstsammlungen waren etwas, das Adelige oder Könige besaßen, während die einfache Bevölkerung Gemälde meist nur in Kirchen zu Gesicht bekam. Heutzutage müssen Kulturliebhaber hingegen weder selbst reich sein noch wohlhabende Freunde oder Gönner haben, um sich die Werke von Künstlern wie Monet oder Caravaggio im Original anschauen zu können. Dank staatlicher Subventionen genügt es, den Eintritt eines Museums zu bezahlen, welche die Werke dieser Künstler ausstellen. An die Wand der Wohnung eines Normalverdieners wird sich ein Ölgemälde von Rubens zwar kaum verirren, aber Liebhaber können sich das Motiv im Internet als Poster bestellen und es sich über dem Esstisch aufhängen.

Harmonie und Abstraktion

Klassik gilt gleichermaßen als harmonisch und komplex, wobei diese Merkmale sich nicht nur auf die Bilder dieser Epoche beziehen, sondern auch auf die klassische Musik. Diese Gemeinsamkeit verleitet zu der Annahme, dass Liebhaber von Rubens und Michelangelo auch Mozart und Bach schätzen, doch dies muss nicht so sein. Eine Person können beispielsweise die fließenden Farbübergänge eines Gemäldes begeistern, während sie im Bereich der Musik andere Vorlieben besitzt und beispielsweise die schnellen Rhythmen lateinamerikanischer Songs fließenden Übergängen in Wagner-Opern vorzieht. Umgekehrt kann jemand die Kompositionen von Bach als Wohltat empfinden, sich aber gelangweilt von einem Gemälde von Rembrandt abwenden. Die Vorlieben der Menschen sind diesbezüglich so vielseitig wie die Klassik selbst.