Das Wechselspiel von Musik und Kunst

Musik und bildende Kunst entspringen der Schöpferkraft des Menschen. Ihnen zu eigen sind Theorien, Konzepte, Ästhetik, Technik und Ausdruck. Sie brauchen dies, um in die Gesellschaft wirken und damit ihren Beitrag zur Entwicklung der Zivilisation leisten zu können. Beiden gemeinsam ist der Bezug zu Zeit und Raum. Auch benötigen sie die Inspiration, um einer Komposition oder einem Ölbild aus ihrer schöpferischen Quelle Form und Gestalt zu geben. Ebenfalls beiden gemeinsam sind Töne, Farben und Licht. So ergeben sich in der Musik Kompositionen, in denen von einem Klang- oder Farbteppich geredet wird, wie sich in der Kunst gemalte Bilder gestalten lassen, in denen über den Farbton ein Klang im Bild wahrzunehmen ist.

Inspiration durch Ton, Form, Farbe und Licht

Zusammenhänge zwischen bildender Kunst und Musik ergeben sich auch während des musikalischen oder künstlerischen Arbeitsprozesses. Künstler und Künstlerinnen können Musik hören und sich von ihr inspirieren lassen, während sie in ihren Ateliers vor den Staffeleien oder an den Zeichentischen sitzen. Musikerinnen und Musiker werden hingegen inspiriert, wenn sie sich während der Komposition, des Übens, Spielens oder Singens mit Farben, Licht und Formen umgeben. Beispiele hierzu gibt es genug. Der Künstler Paul Klee (1879 – 1940) beispielsweise dachte sich vom Ton in der Musik zum Ton seiner Bilder, wie dies ‚Polyphonie, 1932, Öl auf Leinwand’ bereits mit dem Titel zeigt.

Synästhetische Wahrnehmung

Wenn beide vorhanden sind, ermöglichen die visuelle Wahrnehmung durch die Augen und die akustische Wahrnehmung durch die Ohren ein Wechselspiel von Musik und bildender Kunst. Hier entsteht Synästhesie, was in diesem Fall gleichzeitiges Wahrnehmen von Ton sowie Farbe und Licht bedeutet. In diesem Sinn sind weltweit religiöse Zeremonien beispielsweise des Christentums und des Buddhismus zu verstehen, denn die christliche Messe fand und findet heute noch gelegentlich traditionell im Gotteshaus unter bestimmten Lichteinflüssen, vor einem Altar mit Triptychon und begleitet von Kirchengesang statt, während in buddhistischen Tempeln Zeremonien ohne die gesungenen Mantras sowie vielfarbig und vielschichtig strukturieren Mandalas nicht zu denken sind.